Erste Sätze – eine Selbstreflexion

Ich habe eine Box. (Wie finden Sie diesen ersten Satz?) In dieser Box befinden sich sämtliche Zeitungsartikel von mir. Ja, ich behalte alle auf, weshalb weiss ich nicht. Ich habe alle auch als PDF, die «papierige» Aufbewahrung wäre also nicht nötig. Trotzdem mache ich das seit Jahren. Aber darum geht es jetzt nicht. Heute möchte ich meine eigene Arbeit reflektieren. Ich beschränke mich diesmal auf das Thema «erste Sätze». Also buddle ich in dieser Kiste und suche fünf Beispiele für (meines Erachtens) gute und fünf für (meines Erachtens) schlechte erste Sätze. Vielleicht sind Sie anderer Meinung? Teilen Sie mir dies doch mit! 

 

Gute Beispiele

 

«Der Ort passt perfekt». – Welcher Ort? Wieso passt er perfekt? Wirft Fragen auf, macht neugierig. 

« ‹Ein Abenteuer›, nannte C.D. im Mai die Idee, ihre Lavendelfarm in Marokko neu aufzugleisen.» – Und jetzt? Wie geht es weiter? War es wirklich ein Abenteuer? Ich will mehr wissen! 

«31 Tore in 22 Spielen» – Wir sind mittendrin, ohne Umschweife.

«Der Keller von Familie Hild in Gütighausen ist kein normaler.» – Weshalb nicht? Ich möchte es wissen! 

«Das gibt es nicht oft.» – In diesem Fall ist es spannend und bestimmt lesenswert! 

 

Schlechte Beispiele

 

«Rund 20 Interessierte nahmen an der ersten Sitzung der Projektgruppe «Bewegungspark» am Mittwochabend teil.» – Viel zu lang, zu viele Infos, nicht spannend. Macht nicht «gluschtig».

«Die Gemeindeversammlung verlief ruhig, Diskussionen gab es keine.» – Aha, und weshalb sollte man dann den Artikel lesen?

«Sommerferienzeit ist Badezeit.» – Langweilig und schon x-mal gehört. 

«Mit dem Frühling kommt auch die Lust auf Bewegung an der frischen Luft.»  – Dito: Langweilig und schon hundert mal gehört. 

«Die Jahresrechnung, der Verzicht auf eine Neubewertung des Verwaltungsvermögens sowie der Stellenplan waren am Mittwochabend Nebensache, alle wurden angenommen.» – Sie sind Nebensache und kommen trotzdem im ersten Satz vor? Klingt nicht logisch. Nicht gerade «anmächelig», oder?

 

Ich könnte noch stundenlang weiterschmökern ...

 

Für mich selbst kann ich festhalten: Der erste Satz sollte nicht zu viele (langweilige) Infos beinhalten und schon gar keine Floskeln. Vielmehr soll er zum Beispiel überraschend sein und neugierig machen. Ich mag auch szenische Einstiege, bei denen man gleich mittendrin ist. Und Sie? Wann lesen Sie weiter und wann legen Sie die Zeitung gleich wieder weg? 

 

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